Als Gründungsmitglieder fungierten:
Bürgermeister Benedikt Brack 1. Vorstand
Thaddäus Epp 2. Vorstand
Franz Josef Steiner Kassier
Martin Hagspiel Schriftführer
Johann Jörg Beisitzer
Johann Schweikart Beisitzer
Franz Asemann Beisitzer
Bereits schon im Oktober 1921 wurde im wesentlichen von diesem Personenkreis eine Blechmusikgesellschaft gegründet.
Dazu wurden 20 junge Leute zu 1 1/2-jähriger Ausbildung unter E. Mende, seines Zeichens Musikdirektor zu Burgberg, verpflichtet. Zur Anschaffung der Instrumente und Noten mußten trotz Eigeninitiative 9.600 Mark Schulden
bei der Darlehenskasse gemacht werden, die - trotz oder gerade wegen der herrschenden Inflation - ein Jahr später zurück bezahlt werden konnten.
Die ersten großen Auftritte hatte die Musikkapelle im Jahre 1924 unter ihrem Dirigenten Herrn Fries, der Musikdirigent Mende ablöste. Der Jahresbeitrag betrug 1 Mark bei 54 Mitgliedern.
Zwischen 1927 und 1930 erreichte die Kapelle unter Leitung des ehemaligen Militärmusikers Alois Reichart ein beachtliches Niveau. Bei ihrem ersten Wertungsspiel wurde sie 1928 in Betzigau mit einem Silberpokal ausgezeichnet.
Anläßlich der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Kempten trat die Musikkapelle 1933 zum erstenmal uniformiert in der Öffentlichkeit auf. Alle 15 aktiven Musikanten des Musikvereins Martinszell trugen eine einheitliche Kopfbedeckung in Form von Mützen.
Der Veteranenverein beteiligte sich an der Finanzierung dieser Anschaffung. Mitte der 30er Jahre bekam die Blaskapelle Konkurrenz aus der eigenen Gemeinde durch die Musik des Radfahrervereins. Daraufhin wurde folgende Verordnung der Öffentlichkeit mitgeteilt: „Alle Gastwirte müssen sich bei Bedarf einer Musik an organisierte Musikanten wenden.“ (was bei Radfahrern ja nicht zutraf). So waren die Auftritte der Blaskapelle wieder gesichert.
Auf der Generalversammlung von 1936 wurden unter anderem auch die Probleme des Werbens von Jungmusikanten rege diskutiert. Dirigent Franz Josef Steiner, der die musikalische Leitung von 1931 bis 1948 hatte, gab dazu folgende Erklärung ab: „Die Schwierigkeit liege vielfach darin, dass die Eltern ihren Söhnen vom Zutritt zur Musik abraten, in der Meinung, der Bub könnte ein Lump werden.“
Dies wurde sofort vom Vorstand in Abrede gestellt und darauf hingewiesen, dass solchen Meinungen und Anschuldigungen energisch entgegengesetzt werden muß.
Dass es auch zur damaligen Zeit zu Unstimmigkeiten innerhalb der Kapelle kommen konnte, belegt folgende Passage aus dem Jahresbericht von 1937:
„Den Musikanten war das Lernen und Proben manchmal zuwider. Es wurde ab und zu gesprochen von Streik.
Der Dirigent hat das jedoch alles im Griff.“
Durch Kriegsgeschehen wurden die Aktivitäten zwischen 1941 und 1947 wesentlich eingeschränkt, jedoch nicht völlig vernachlässigt, sodaß relativ schnell an die guten Leistungen vergangener Tage angeknüpft werden konnte.
Gut 100 Musikproben und ca. 50 öffentliche Auftritte pro Jahr lassen die hohe Einsatzbereitschaft während der Wiederaufbauphase unter Dirigent Martin Härle erahnen.
Vom 28. bis 30. Dezember 1954 wurde erstmals in der Vereinsgeschichte ein Neujahrsblasen durchgeführt, dass bei der Bevölkerung gut ankam.
Dirigent Härle leitete die Kapelle von 1949 bis 1955. In diesem Jahr konnte Dank der finanziellen Unterstützung aller ortsansässiger Vereine eine etwas erweiterte Musikuniform angeschafft werden. Aufgrund diverser Schwierigkeiten bezüglich der musikalischen Leitung der Kapelle wurde in den Jahren 1956 mit Franz Josef Steiner und 1957 bis 1958 mit Alois Reichart auf altbewährte Kräfte zurückgegriffen.
Im Jahre 1956 wurde erstmalig vom Musikverein ein Waldfest veranstaltet. Mit dem Erlös konnte ein Ausflug nach Vils im Tirol finanziert werden. Mit Rudolf Köberle aus Martinszell bekam die Musikkapelle 1959 einen jungen Dirigenten aus den eigenen Reihen.
Beim Bezirksmusikfest 1960 in Sulzberg wusste die Musikkapelle mit ihrem Vortragsstück in der Oberstufe zu gefallen. Zum 40-jährigen Vereinsjubiläum wurde am 27. Mai 1962 im Gasthof Adler in Martinszell ein Festkonzert veranstaltet.
Am 20. Juni 1965 spielte die Musikkapelle anläßlich des Bischofsbesuches. Auch die in diesem Jahr stattgefundene Schützenfahnenweihe wurde musikalisch umrahmt. Den ersten mehrtägigen Ausflug ihrer Vereinsgeschichte unternahmen die Musikanten nach Meran.
Alle Beteiligten waren begeistert. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1966 erklang das erste Weihnachtskonzert in Martinszell.
1967 wurde in Waltenhofen ein Gemeinschaftskonzert mit der Musikkapelle Waltenhofen durchgeführt. Ein weiteres Konzert beider Kapellen fand ein Jahr später im „Adlersaal“ in Martinszell statt.
Aufgrund des gestiegenen Etats wurde 1969 der Vereinsbeitrag von DM 3,00 auf DM 5,00 erhöht 1971 wurde die gesamte Musikkapelle von Kopf bis Fuß neu eingekleidet, was den Verein mit DM 8.900,00 belastete.
Der absolut negativste Besucherstand während der jetzt 75-jährigen Vereinsgeschichte war anläßlich der Generalversammlung vom 01. Dezember 1973 zu verzeichnen.
Aufgrund der damals herrschenden Ölkrise und dem damit verbundenen ersten Sonntagsfahrverbot waren nur 19 Mitglieder anwesend.
1974 stiftete Michael Lerchenmüller anläßlich seines 70-jährigen Geburtstages dem Musikverein eine Lyra. Xaver Häfele legte nach 26-jährigem Wirken als 1. Vorstand sein Amt nieder.
Für sein langjähriges Engagement wurde Xaver Häfele 1975 zum Ehrenvorstand ernannt. Nach dem Rücktritt von Rudolf Köberle, der 24 Jahre die Musikkapelle dirigierte, übernahm Peter Jäkel Ende 1982 die musikalische Leitung.
Am 20. Mai 1984 fanden nach langjährigem Bemühen um einen geeigneten Proberaum die Einweihungsfeierlichkeiten statt. Im Feuerwehrhaus in Oberdorf dürfen die Musikanten gemeinschaftlich mit der FFW Martinszell die Räumlichkeiten im 1. Stock nutzen.
Beim Bezirsmusikfest 1985 in Buchenberg konnte die Musikkapelle in der Mittelstufe einen 1. Rang mit Belobigung erreichen.
Ebenfals einen 1. Rang mit Belobigung erspielten sich die Musikanten 1988 beim Bezirksmusikfest in Wildpoldsried. Anläßlich der Generalversammlung vom 04. Dezember 1988 legte Schriftführer Matthäus Trunzer nach 40jähriger Tätigkeit sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder.
Für seine langjährigen Verdienste als Schriftführer wurde er mit der Fördermedaille in Bronze des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes ausgezeichnet.
Weiters stiftete Gustl Gabler eine von ihm geschnitzte Vereinstafel.
Ein wichtiges Jahr in der Vereinsgeschichte des Musikvereins war 1989. Die alte Schulturnhalle in Martinszell wurde von der Gemeinde als Proberaum zur Verfügung gestellt. Der erforderliche Umbau wurde in Eigenregie durchgeführt. Ein lang gehegter Wunsch konnte so verwirklicht werden. Der Mitgliedsbeitrag wurde 1989 auf DM 8,00 angehoben, nachdem er die letzten 20 Jahre konstant DM 5,00 betrug.
Die Teilnahme beim Wertungsspiel 1991 in Betzigau bescherte dem Musikverein wiederum einen 1. Rang mit Belobigung in der Mittelstufe.
Vom 24. bis 26. Juli 1992 wurde anläßlich des 70jährigen Vereinsjubiläums drei Tage gefeiert. Höhepunkt dieser Feierlichkeiten war ein großer Festumzug, den mehrere tausend Besucher bei Bilderbuchwetter verfolgten.
Zum Jubiläum beschenkte sich der Musikverein selbst: Eine neue Tracht konnte angeschafft werden.
Am 13. Dezember 1992 wurde bei der Generalversammlung im Gasthof Adler in Martinszell einstimmig eine neue Vereinssatzung und die Eintragung ins Vereinsregister beschlossen. Im Herbst 1995 hatte wir unsere Patenkapelle Legelshurst aus dem Hanauer Land zu Gast.
Beim „Allgäuer Heimatabend“ in der Mehrzweckhalle in Oberdorf traten wir gemeinsam auf. Musikalisch konnte unsere Musikkapelle 1995 beim Grand Prix der Blasmusik in Buchloe, einem offenen Wertungsspiel, überzeugen.
Der Musikverein Martinszell zählt zum heutigen Tage 40 aktive Mitglieder, 12 Nachwuchsbläser, die sich zur Zeit in Ausbildung befinden, und 146 fördernde Vereinsmitglieder, wobei 16 als Ehrenmitglieder geführt werden.
Der Vereinsbeitrag ist mit DM 10,00 festgesetzt.